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Ubuntu 9.04 unter KVM angetestet

Im gewohnten Halbjahresrythmus wurde am 23. April die Ubuntu Version 9.04 mit dem Codenamen “Jaunty Jackalope” (Flotter Jackalope) veröffentlicht. Informationen über Neuerungen sind zum Beispiel bei Pro-Linux oder heise open zu finden.

In diesem Artikel beschreibe ich meine Erfahrungen, die ich mit der Desktop CD in einer virtuellen Maschine unter KVM gemacht habe und stelle das Festplatten Image zum Herunterladen bereit.

Das Image der Desktop-CD für die x86 Computerarchitektur ist übrigens auf dem Server der Uni Bayreuth zu finden.

Erster Eindruck

Ich testete die CD in einer virtuellen Maschine unter kvm. Beim Booten wird zunächst die Liste der verfügbaren Sprachen angezeigt. Hier drückte ich, wie aus alten Versionen bekannt, dreimal die Cursor-auf-Taste und bestätigte die deutsche Sprache mit Enter. Mit F5 gings zu den Einstellungen der Barrierefreiheit und durch dreimal Cursor-ab selektierte ich den Screenreader Orca. Die Auswahl bestätigte ich mit Enter und startete den Bootvorgang durch einen weiteren Druck auf die Eingabetaste.

Das Ubuntu-Jingel wurde nach einiger Zeit abgespielt und die Orca-Einstellungen angezeigt. In den Einstellungen vorgenommene Änderungen wurden nach Drücken des Knopfes OK auch übernommen, was in Vorabversionen nicht funktionierte.

Da ich eine virtuelle Umgebung hatte wollte ich es nun wissen. Auf dem Desktop befindet sich eine Verknüpfung zum Installieren des Systems. Etwas unschön finde ich, dass die Dialoge nach einer Änderung nicht sofort vorgelesen wurden, sondern mit der Tabulator Taste auf neue Inhalte untersucht werden mussten. Wenn man aber mit der Tabulatortaste und den Cursortasten spielt, ist das kein Problem. Bei der Installation passte ich nur die nötigsten Einstellungen an und überlies dem System die komplette Festplatte. Die Installation verlief recht flott.

Nach dem Neustart wurde der Trommelwirbel als hinweis auf den Anmeldedialog abgespielt. Ich gab Benutzername und Kennwort jeweils mit Bestätigung durch die Entertaste ein und meldete mich am System an, was durch das Jingle akustisch bestätigt wurde. Der Screenreader Orca wurde nicht automatisch gestartet, obwohl dies (glaube ich jedenfalls) im Live System in den Einstellungen festgelegt war. Also drückte ich Alt+F2 zum Anzeigen des Ausführen-Dialogs und gab orca gefolgt von einem Druck auf die Entertaste ein. Der Screenreader wurde gestartet, was durch eine sehr komisch brabbelnde Sprachausgabe angedeutet wurde. Drückt man aber die Tabualtortaste oder verändert den Fokus auf andere Weise, bleibt die sprache stumm. Die vorgelesenen Texte kurz nach dem neustart waren ohnehin nicht zu verstehen. Dies scheint ein bekanntes Problem zu sein, das nichts mit der virtuellen Umgebung zu tun hat. In dieser Mail wurde etwas vergleichbares geschildert.

Wenn du meine Installation in deiner KVM ausprobieren möchtest, kannst du das mittels bzip2 gepackte Festplatten-Image ubuntu-9.04-desktop-i386-de.img.bz2 (702 MB) herunterladen. Entpackt wird es mit folgendem Befehl:
bunzip2 ubuntu-9.04-desktop-i386-de.img.bz2

Nun entsteht die Datei ubuntu.img, die etwa 2,6 GB groß ist. Das QCOW2-Format der Festplatte ist für eine maximale Größe von 10 GB ausgelegt.

Zum Starten der virtuellen Maschine im Vollbildmodus gibst du zum Beispiel folgenden Befehl im GNOME-Terminal ein:

kvm -hda ubuntu.img -soundhw all -full-screen -m 1024

Es gelten folgende Zugangsdaten:

  • Benutzername: simon
  • Kennwort: ubuntu

    Evtl. lässt sich das Orca Problem noch beheben. Über Feedback würde ich mich freuen.

    Update vom 28.04.

    Halim Sahin gab mir den Tipp, dass es mit der Sprachausgabe eSpeak und der fehlenden Unterstützung für pulseaudio zusammenhängen könnte. Ich kann mir zwar nicht erklären, warum es in der Live CD funktioniert – aber evtl. ist das die Erklärung. Also wollte ich dem Problem mit Brailleunterstützung auf den Grund gehen. Da sich alles in der virtuellen Maschine abspielt, musste ich vor dem Start der Maschine BrlTTY beenden, damit ich die serielle Schnittstelle in die VM weiterreichen konnte. Mit StrG+Alt+F1 gings auf die echte Konsole. Hier loggte ich mich als root ein und gab folgenden Befehl zum Beenden von BrlTTY ein:
    invoke-rc.d brltty stop

    Jetzt wechselte ich mit Strg+Alt+F7 zuGNOME und ergänzte den KVM Aufruf um die Option -serial /dev/ttyS0. Damit wird die erste serielle Schnittstelle an die virtuelle Maschine durchgereicht. Nach dem Login in Ubuntu öffnete ich den Ausführen-Dialog und startete BrlTTY: brltty -b ht -d ttyS0 -t de

    BrlTTY wurde gestartet und auf der Braillezeile stand “No screen”. Das ist alles noch in Ordnung, da Orca erst gestartet werden musste: orca -e braille

    Orca wurde gestartet, doch die Zeile sprang nicht an und die Sprache plapperte zu schnell und reagierte dann auch nicht meher auf Tastendrücke. Also versuchte ich es beim Aufruf von Orca mit dem Deaktivieren der Sprachausgabe: orca -e braille -d speech

    Die Zeile wollte auch hier nicht. Nun setzte ich meine Hoffnung auf die echte Konsole ohne grafische Oberfläche. Mit Strg+Alt+2 gings in den KVM Monitor und hier wurde mit folgendem Befehl die erste Konsole aufgerufen: sendkey ctrl-alt-f1
    Mit Strg+Alt+1 gings zurück zur VM. ich stellte aber fest, dass auf der zeile der Login Prompt nicht angezeigt wurde und sich auch nach dem Einloggen im Blindflug nichts tat.

    Das hinterlässt einen sehr schlechten Eindruck über die neueste ubuntu Version, die ja auch im Bereich der Zugänglichkeit auf dem neuesten Stand sein will. ich hätte ja nie damit gerechnet, dass die sprache in der Live CD funktioniert und bei einer Installation versagt. Aber auch der Braille-Screenreader BrlTTY sollte wenigstens auf der Konsole funktionieren. Wenn man nicht viele Befehle im Blindflug eintippen oder seine Installation mit einer Live-CD reparieren will, sehe ich hier schlechte Chancen. Dabei möchte Ubuntu ja seinen Anwendern das Beste aus den Bereich Lokalisierung und Zugänglichkeit zur Verfügung stellen. Zur Desktop Edition heißt es:

    “Ubuntu aims to be usable by as many people as possible, which is why we include the very best localisation and accessibility infrastructure that the free software community has to offer.”

    Datum der Veröffentlichung: Montag, 27.04.2009

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